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Cappuccino-Modell als „echte Alternative“

Die katholischen Verbände üben scharfe Kritik am bestehenden Rentensystem

„Die Rente ist sicher!“ Kaum ein politischer Satz ist den Deutschen so präsent wie der des damaligen Bundesarbeitsministers Dr. Norbert Blüm aus dem Jahr 1986. Doch was ist angesichts des voranschreitenden demografischen Wandels und nach einer höchst umstrittenen Rentenreform im Jahr 1997 von diesem Versprechen geblieben? Bis 2030 soll das Rentenniveau auf 43 Prozent absinken, und das obwohl die Rente schon heute bei vielen alten Menschen vorne und hinten nicht reicht.

Ganz zu schweigen von Niedriglohnempfängern, Minijobbern, Langzeitarbeitslosen und Menschen, die für die Erziehung ihrer Kinder oder die Pflege von Angehörigen bewusst auf Erwerbsarbeit verzichten. Die Folge: Altersarmut wird immer weitere Kreise der Gesellschaft betreffen. Genau das kritisieren die katholischen Verbände scharf und werben für das „Cappuccino-Modell“ als soziale und gerechte Alternative.

Um den Wählern für die Bundestagswahlen im September „Argumente an die Hand zu geben, mit denen sie die Positionen der Parteien hinterfragen und bewerten können“, hat der Familienbund der Katholiken (FDK) Würzburg seine diesjährige Frühjahrs-Sitzung dem Thema Rente gewidmet. Fachkundiger Referent war Dieter Wagner, ehemaliger Leiter des Bildungshauses Benediktushöhe in Retzbach und Mitglied im Sachausschuss Familienpolitik des FDK sowie im Verwaltungsrat der AOK Bayern.
Zunächst machte Wagner mit dem derzeitigen Modell vertraut und arbeitete dessen Schwachpunkte heraus. Die Altersvorsorge ruhe heute auf drei Säulen: Das öffentlich-rechtliche Pflichtsystem (gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung, berufsständische Systeme), die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge. Klingt gut, ist aber problematisch, denn: „Die betriebliche Altersvorsorge wurde in den letzten Jahren immer stärker eingeschmolzen, und eine Privatvorsorge kann sich eben nicht jeder leisten“, so Wagner. Der Großteil der Renten komme aus der gesetzlichen Rentenversicherung, die jedoch seit 1996 kontinuierlich sinkt. Erhielten Rentner 1985 noch 55 Prozent vom letzten Einkommen, werden es 2030 nur noch 43 Prozent sein. Aktuell, rechnete Wagner vor, ergebe ein Jahreseinkommen von 37103 Euro (3092 Euro monatlich) nach 45 Jahren eine monatliche Rente von 1370 Euro; in den neuen Bundesländern sind es sogar noch 100 Euro weniger. Mit einer Durchschnittsrente von 634 Euro liegen Frauen (1056 Euro bei Männern) zudem gefährlich nah an der Grundsicherungsgrenze (aktuell liegt der Hartz IV-Satz bei 409 Euro). Für eine Lebensstandardsicherung wären gar 70 Prozent des letzten Einkommens notwendig.
Die katholischen Verbände – Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), Familienbund der Katholiken (FDK), Katholische Landvolkbewegung (KLB), Katholische Frauengemeinschaft (kfd) und Kolpingwerk – üben scharfe Kritik an dieser Entwicklung und fordern eine grundlegende Reform der Rentenversicherung. Als „echte Alternative einer solidarischen Alterssicherung“ und „einen Weg aus der Alterarmut“ bezeichnet Dieter Wagner das bereits 1997 von der KAB entwickelte Rentenmodell. Ziel sei es, jedem Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und die Vielfalt verschiedener Arbeitsformen anzuerkennen. Das Besondere daran: Das Modell sieht keinen Ausstieg aus dem gesetzlichen Rentensystem vor, sondern will eine Stärkung des umlagefinanzierten, solidarischen und leistungsbezogenen Gedankens. Konkret umfasst das Modell drei Stufen:
1.) Eine Sockelrente in Höhe von 515 Euro für alle; sie ist von der Erwerbsbiographie unabhängig und stellt eine Art Mindestsicherung dar. Finanziert werden soll die Sockelrente durch 5,5 Prozent aus allen sieben Einkommensarten (also auch Vermietung, Verpachtung, Kapitalvermögen) bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze; auch Beamte und Selbstständige sollen einbezogen werden.
2.) Arbeitnehmerpflichtversicherung wie im derzeitigen System, aber mit gesenktem Beitragssatz. Auch hier sollen weitere Personenkreise einbezogen sowie Kindererziehungs- und Pflegeleistungen deutlich stärker anerkannt werden, was eine echte Entscheidungsfreiheit für Familien mit sich bringen würde.
3.) Betriebliche und private Vorsorge als Ergänzungen. Die betriebliche Altersvorsorge soll verpflichtend werden. Was der Arbeitgeber bei der gesetzlichen Rentenversicherung einspart, soll in die betriebliche Vorsorge fließen; das persönliche Betriebsrentenkonto soll von Betrieb zu Betrieb mitgenommen werden und Arbeitnehmer für ein durchgängiges Arbeitsleben belohnen. Wer es sich leisten kann, kann zudem privat vorsorgen und für eine Lebensstandardsicherung sorgen.

„Um unser Modell durchzusetzen, brauchen wir starken Druck aus der Bevölkerung und seitens der Verbände“, so Dieter Wagner zu den Umsetzungschancen. Im Bistum Würzburg wird es deshalb in allen Wahlkreisen KAB-Diskussionsrunden zum Thema Rente geben (5. Juli Würzburg, 13. Juli Schweinfurt, 25. Juli Lohr, 14. September Aschaffenburg, Termin in Hassfurt ist in Planung). Außerdem ist eine Postkartenaktion geplant und auch die anstehenden Sozialwahlen bieten Möglichkeiten der Einflussnahme, machte Wagner deutlich.
Obwohl das Modell laut einer Rechnung des Münchner ifo-Instituts funktioniert und unbestrittene Vorteile vor allem für Menschen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen mit sich bringt, stößt es nicht überall auf Gegenliebe. „Bislang fehlt der politische Wille zur Durchsetzung“, bestätigte Alfred Wagner, der bereits vor 15 Jahren für das Modell geworben hat. Getragen sei dies auch vom Widerstand der Beamten. So sei der Beamtenbund „wohl nicht dafür zu gewinnen, dass seine Mitglieder 5,5 Prozent für die Sockelrente zahlen müssen“, bestätigte ein anwesender Beamter. Hier müsse „der Dienstherr einspringen und einen Ausgleich schaffen“.

(Anja Legge)